Inobhutnahme ohne Traumatisierung. Geht das?
„Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen […] ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist.“ So heißt es in Artikel 3 der UN-Kinderrechtskonvention. Der Staat hat zum Schutz des Kindeswohls in Deutschland die Möglichkeit Kinder „Inobhut“ zu nehmen. Doch wie wirkt sich diese – oft notwendige – Trennung des Kindes von den Eltern auf seine Entwicklung aus? Und was passiert, wenn Trennungen und Beziehungsabbrüche die gesamte Kindheit und Jugend eines Menschen prägen? Viele der Kinder und Jugendlichen im Hilfesystem sind traumatisiert. Auch eine Inobhutnahme wird nicht selten von Eltern (und auch Kindern) als Akt der Gewalt wahrgenommen. Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühle bergen dann das Risiko, dass die Schutzmaßnahme (re-)traumatisierend wirkt. Bei einer Inobhutnahme bewegen sich alle Beteiligten in einem Spannungsfeld – auf der einen Seite der Schutz des Kindes, auf der anderen Seite die Verletzung seiner bisherigen Bindung. In diesem Seminar soll es um die Frage gehen, warum sich das Erleben von Kindern und Jugendlichen aus belasteten Familiensituationen häufig in Hilfekontexten fortsetzt und was wir tun können, damit die Trennungen und Beziehungsabbrüche einer Inobhutnahme keine tiefen Narben auf der Kinderseele hinterlassen.
Inhalt:
- Einführung in das Thema (Bindungs-)Trauma
- (kurze) Einführung Inobhutnahme
- Die Bedeutung von Trennungen und Beziehungsabbrüchen für kindliche Entwicklungsprozesse
- Erleben und Verhalten bindungstraumatisierter Kinder
- Herausforderung Beziehungsarbeit: Nähe und Distanz in endlichen Beziehungsprozessen
- Trennungen und Übergänge traumasensibel gestalten
Das Seminar richtet sich an Mitarbeiter_innen in der Jugendhilfe (stationäre Wohngruppen, Allgemeiner Sozialer Dienst etc), Bereitschaftspflegeeltern, Studierende der Pädagogik und der Sozialen Arbeit sowie andere Personenkreise, die mit der Thematik konfrontiert werden.
Dozentin: Frau Gaia Scuda
Seminarort: Webinar / Online
Seminardatum: 05.04.25 / Seminarzeit: 09:00 Uhr - 17:00 Uhr
Seminargebühr: 180,-